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Stadt Hamminkeln – "Fiber to the landlords": FTTB-Ausbau in dünn besiedelten Außenbereichen

Hamminkeln
Jeder packt mit an © Stadt Hamminkeln

Ausgangslage und Herausforderungen

Eine Versorgungsanalyse in Hamminkeln-Dingden ergab eine Breitbandversorgung von maximal 3 Mbit/s. In dem Ortsteil Loikum betrug diese sogar nur höchstens 756 Kbit/s. Ähnliche niedrige Geschwindigkeit waren auch in den anderen Außenbereichslagen gegeben.

Vorgehensweise / Maßnahmen

Die BORnet und die Bocholter Energie- und Wasserwerke (BEW) erklärten sich auf Betreiben der Wirtschaftsförderung bereit, das Gewerbegebiet Dingden-Nord mit Glasfaseranschlüssen zu versorgen. Die Kosten wurden von den teilnehmenden Betrieben aufgebracht.

Nach Übernahme der BORnet durch die Deutsche Glasfaser erklärte diese sich bereit, den Ortskern Dingden mit FttB/FttH auszubauen. Voraussetzung hierfür ist das Erreichen einer Quote von mindestens 40% der möglichen Anschlussnehmer. Sollte die Quote erreicht werden, wird auch der wesentlich kleinere Ortskern Loikum ausgebaut werden. Beides wurde leicht erreicht (54 % und 89%).

Allerdings wurden die Außenbereiche nicht erschlossen. Das wollen die Loikumer Außenbereichsanwohner nicht hinnehmen. Die Bürger beschließen daraufhin selber initiativ zu werden. Der gegründete Arbeitskreis führt die Vertragsverhandlungen und koordiniert der Arbeitsschritte. Das Projekt erhält den Titel ‚Fiber to the landlords‘.

Zusätzlich wird in Loikum von einem Landmaschinenmechaniker und einem Elektriker ein Pflug zu einem hydraulisch lenkbaren Kabelpflug umgebaut, der zusammen mit anderen landwirtschaftlichen Geräten für den Ausbau der kompletten Außenbereiche von Loikum mit Glasfaser genutzt wurde. Insgesamt wurden etwa 100 km Glasfaserleitungen auf 25 km Streckenlänge von der Solidargemeinschaft verlegt.

Der Arbeitskreis verhandelt mit DGF und kann die Kosten unter Einbeziehung erheblicher Selbsthilfeleistungen auf ein Viertel der ursprünglich veranschlagten Kosten pro Anschluss senken (1.500 € statt 6.000 €). In den folgenden Jahren hat die DGF alle Ortskerne mit FttB/FttH ausgebaut.

In 2015 begannen die Bewohner des Außenbereichs „Unterbauerschaft“ mit der Planung zum Ausbau ihrer Nachbarschaft. Hier wurde die Innogy Highspeed als Partner gewonnen. Nach dem „Loikumer Modell“ wurde unter solidarischen Gesichtspunkten selbst ausgebaut. Dabei wurde eine verbesserte Version des Loikumer Kabelpflugs mit variabler Verlegetiefe eingesetzt, der gleichzeitig eine GPS-gesteuerte Vermessung der Trassen und eine Dokumentation der Verlegetiefe vornahm (je 1 Messung pro Meter).

Kurze Zeit später gründeten sich auch in den Außenbereichen Dingden-Nordbrock, Dingden-Berg/Dorfbauerschaft und Brünen-Havelich vier Interessengemeinschaften, die nach dem „Loikumer Modell“ und mit den Loikumer Pflügen in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Rhede auf solidarischer Basis ein Glasfasernetz ausbauten.

Durch das bürgerschaftliche Engagement wurden ca. 50 von 164 km² des Außenbereichs mit Glasfaser erschlossen. Ca. 500 Anschlüsse wurden mit Glasfaser angebunden.

 Ergebnisse

  • Knapp ein Drittel der Außenbereiche konnten so auch ohne eine Förderung durch die Kostenbeteiligung und den Arbeitseinsatz von Bürgern mit FttB/FttH angebunden werden.
  • Alle Anschlussnehmer können jetzt bei Bedarf mit Gigabit-Geschwindigkeit ins Netz gehen.
  • Durch eine Verlegetiefe von bis zu einem Meter konnten mit Einverständnis von Landwirten und TKU durch das Verlegen der Kabel über Äcker und Wiesen die Netzlängen gering gehalten werden. Schäden an durch Äcker verlegte Kabel sind seit 2012 nicht aufgetreten.
  • Senkung der Ausbaukosten von 10.000 bis 14.000 € (beim geförderten Ausbau) auf ca. 2.500 € pro Anschluss.
  • Ersparnis für Bund und Land durch nicht in Anspruch genommene Fördergelder zwischen 3,75 Mio. € und 5,25 Mio. €.

Erfolgsfaktoren

Die hohe Arbeitsgeschwindigkeit der Loikumer Kabelpflüge von durchschnittlich 500 Metern innerhalb 40 bis 60 Minuten (abhängig von den Bodenklassen, Zugfahrzeugen und anderen Rahmenbedingungen) und das überaus große Engagement der Glasfaser-Interessengemeinschaften und der Netzbetreiber ermöglichten den Ausbau bis zur Fertigstellung jeweils innerhalb weniger Monate.

Zukünftige Planungen

Für die restlichen Flächen wurden Fördermittel von Bund und Land beantragt. Das Vergabeverfahren läuft zurzeit.