Slide background

hallewestfalen.net GmbH - Erfolgreicher FTTB-Ausbau im Betreibermodell

Stadt Halle (Westf.)
© Stadt Halle (Westf.)

Ausgangslage und Herausforderungen

Die Bürger der Stadt Halle (Westf.) verfügten lange Zeit über eine unzureichende
Breitbandversorgung. Bandbreiten mit mehr als 30 Mbit/s waren nur im Innenstadtbereich
sowie im Kern einiger Ortsteile vorhanden. Insbesondere die Außenbereiche wurden als
weiße Flecken identifiziert, in denen eine Versorgung mit mindestens 30 Mbit/s nicht
gewährleistet war. Da für die Mehrheit dieser unterversorgten Gebiete mittelfristig eine
eigenwirtschaftliche Erschließung durch private Telekommunikationsunternehmen nicht
absehbar war, entschied die Stadt im Jahr 2016, den Breitbandausbau selbst in die Hand zu
nehmen. Dabei war es den Verantwortlichen außerordentlich wichtig, die
Entscheidungshoheit über die Glasfaserinfrastruktur bei der Stadt selbst zu verankern. Aus
diesem Grund fiel bereits frühzeitig der Entschluss, den geförderten Ausbau im Rahmen des
Betreibermodells umzusetzen.

Vorgehensweise / Maßnahmen

Vor der Beantragung der Fördergelder gründete die Stadt Halle (Westf.) am 22. September
2016 die städtische Tochtergesellschaft hallewestfalen.net GmbH. In der neu gegründeten
Gesellschaft sollten Planung, Finanzierung, Bau und die spätere Verwaltung des Netzes
gebündelt werden. Nach drei Jahren Vorlaufzeit mit Abstimmungen, Ausschreibungen,
Planungen und Verhandlungen erhielt die hallewestfalen.net schließlich am 26. September
2019 den Bescheid über die Zuwendung des Bundes.


Das gesamte Ausbaugebiet wurde im Zuge der Netzplanung in fünf technisch sinnvolle
Gebiete aufgeteilt. Der Ausbau dieser fünf Lose wurde anschließend im Rahmen eines
formalen Vergabeverfahrens an zwei Tiefbauunternehmen vergeben. Für die Durchführung
der technischen Leistungen, wie Ausführungs- und Genehmigungsplanung und
Baubegleitung (angelehnt an die HOAI) wurde ein Fachplanungsbüro beauftragt. Zudem
wurden weitere Leistungen, wie die Gesamtprojektleitung, SIGEKO oder die Planung und
Durchführung von Kommunikationsmaßnahmen extern vergeben.

 Ergebnisse

Innerhalb des Ausbauzeitraums wurden von Oktober 2019 bis Dezember 2021 insgesamt 733
Gebäude mit mehr als 1.000 Wohneinheiten erschlossen. Damit konnten rd. 93 % aller
förderfähigen Hausanschlüsse ausgebaut werden. Für 204 Adressen wurde außerdem der
Vortrieb auf Basis von Reservekapazitäten, also die vorbereitende Erschließung des
Grundstückes, durchgeführt. Seit Fertigstellung der passiven Netzinfrastrukturen verwaltet
die hallewestfalen.net GmbH das Netz und verpachtet dieses an die Telekom Deutschland
GmbH. Die eigentlichen Baumaßnahmen sind bereits im September 2021 abgeschlossen
worden. Danach erfolgte die Übergabe der Netzinfrastruktur an den Netzbetreiber, sodass
ein Großteil der Inbetriebnahmen noch bis zum Jahresende umgesetzt wurden. Eine kleinere
Anzahl an Adressen, insbesondere solche, bei denen die Inhouse-Verkabelung (NE-4) noch
hergestellt werden musste, wurden bis März 2022 in Betrieb genommen. Im Herbst 2022
nutzen bereits mehr als 500 Kunden aktiv das geförderte Glasfasernetz.

Die Stadt Halle (Westf.) ist mit der Beendigung des Projektes dem eigenen Ziel, alle
Bürgerinnen und Bürger mit breitbandfähigem Internet zu versorgen, einen großen Schritt
nähergekommen. Als bundesweit erste Kommune nimmt die Stadt mit der erfolgreichen
Umsetzung des Betreibermodells zwischen einer städtischen Gesellschaft als
Infrastruktureigentümer und der Deutschen Telekom als Netzbetreiber eine Vorreiterrolle
ein. Hervorzuheben ist, dass die ursprünglichen Zeitpläne trotz einer zu Beginn erfolgten
Anpassung des Materialkonzeptes und der fortwährend anhaltenden Pandemie mit nur
marginalem Verzug umgesetzt werden konnten.

Erfolgsfaktoren

Für die erfolgreiche Durchführung des Förderprojektes war rückblickend der
interdisziplinäre Austausch zwischen den einzelnen Verantwortlichen elementar. So erhielt
die Geschäftsführung der hallewestfalen.net in regelmäßigen Jours fixes mit den beteiligten
Planungs-, Bau- und Kommunikationsunternehmen eine ausführliche Berichterstattung
durch die Projektleitung. Entstehende Herausforderungen konnte dann in Zusammenarbeit
mit der Bauleitung bereits in einem frühen Stadium erkannt werden. Auf Basis von
entsprechend vorbereiteten Entscheidungshilfen und Handlungsempfehlungen durch die
Projektleitung konnte die Geschäftsführung auf breiter Informationsbasis passgenaue
Anweisungen zum weiteren Vorgehen geben.


Von besonderer Wichtigkeit für den Erfolg des Projektes waren klar definierte
Prozessstrukturen, die bereits früh im Projekt implementiert wurden. Durch teils
personenbezogene Rollen und Handlungsleitfäden wusste jeder Projektbeteiligte zu jedem
Zeitpunkt, Arbeitsstelle, welche Aufgaben bis zu welchem Zeitpunkt in welcher Form zu
bearbeiten waren.


Letzter wesentlicher Erfolgsfaktor war ein strukturiertes Schnittstellenmanagement
zwischen den unterschiedlichen Dienstleistern, welches bei einem derartig komplexen
Projekt unverzichtbar ist. Die Projektleitung übernahm wesentliche Kommunikations- und
Koordinationsaufgaben zwischen den einzelnen Dienstleistern, dem Auftraggeber und dem
Fördermittelgeber. Als übergeordnete Steuerungseinheit oblag ihr die Verantwortung für ein
konsequentes Budgetmonitoring sowie ein das Einhalten der Zeitplanung entlang des
bereits im Vorhinein detailliert ausgearbeiteten Projektplans. So blieb die nötige
Transparenz und das entsprechende Vertrauen von Politik und Bevölkerung über den
gesamten Projektverlauf bestehen.

Zukünftige Planungen

Mit der erfolgreichen Umsetzung des Weiße-Flecken-Ausbaus und den Erfahrungen der
letzten Jahre soll nahtlos die nächste Phase eingeleitet werden, um weiteren Bürgerinnen
und Bürgern aus Halle (Westf.) einen gigabitfähigen Breitbandanschluss zur Verfügung zu
stellen. Die Stadt hat sich in diesem Zusammenhang bereits dazu entschlossen, die „grauen
Flecken“ im Rahmen der Gigabitrichtlinie des Bundes ebenfalls im Rahmen des
Betreibermodells auszubauen. Als Grundlage dient das bereits ausgebaute FTTx-Netz,
welches durch den Graue-Flecken-Ausbau erweitert wird.